In Europa hat die Haltung von Zimmerpflanzen mehr als tausend Jahre Tradition. Meerzwiebel und Rosmarin sind die ältesten in historischen Büchern nachweisbaren Pflanzenschönheiten. Über die lange Geschichte und die Entwicklung dieser Liebhaberei lässt sich vieles berichten. Aber wie sieht es eigentlich mit der Tradition unseres Balkons aus Holz, mit der Balkongestaltung und mit den dazugehörigen Balkonblumen aus?
Geschichten vom Balkon
Es gibt alte Gemälde aus dem 17. Jahrhundert mit italienischen und spanischen Szenen, in denen ein Holzbalkon die Hauptrolle spielt. Nördlich der Alpen sucht man eine vergleichsweise Darstellung erst einmal vergebens. Wohl gab es längst Indoorlösungen wie das erste Dresdner Pomeranzenhaus aus dem 16. Jahrhundert, aber erst August der Starke ließ an seine Prachtbauten hier und da einen Balkon installieren, der ähnlich der gesamten gotischen Bauweise stilvoll einen Erker ergänzte.
Erst mit dem Tod des Monarchen im Jahr 1733 wird erstmals ein vom Schreiner angefertigter Holzbalkon in einem Universallexikon erwähnt. Demnach dient ein Balkon aus Holz an hochherrschaftlichen Häusern als Austritt für Bläser und Trompeter. Die Möglichkeit, einen Balkon aus Holz zur Erholung zu nutzen und darauf Pflanzen zu halten, kannte man offensichtlich noch nicht.
Hundert Jahre später gibt es in Meyers Konversationslexikon eine knappe Erwähnung von Erkern als bedeckte Balkons – aber nicht ein Wort zur Verwendung als Aufenthaltsort geruhsamer Bürger. Pelargonien gab es zu dieser Zeit in satten 21 Arten – alle galten als prachtvolle Zierde von Zimmern, Gewächshäusern und Blumengärten. Hinweise auf die geradezu ideale Eignung als Balkonpflanze gibt es aber immer noch nicht.
Es waren wohl die engen mittelalterlichen Gassen in den Städten, die keinen Balkonanbau mit schönem Balkongeländer aus der Schreinerei zuließen – und auf dem Land dienten kleine Häuser oft als zweckmäßige Behausung für Mensch und Tier. Es gab ja so viel Arbeit – Relaxing im Sonnenschein war damals gänzlich unbekannt.
Erst bessere Lebensbedingungen und lichtere Bauweisen mit schönen Balkonanbauten in den Städten und Dörfern stellten der beliebten Zimmerpflanzenpflege eine Balkonpflanzenhaltung zur Seite – und so landet man bei der Betrachtung der Balkongeschichte bald im naheliegenden, vergangenen Jahrhundert.
Prima Klima
Der nach oben und zu seinen Seiten hin offene Holzbalkon vom Bauschreiner ist seitdem im Vergleich zur Loggia und zur Terrasse das gängigste Balkonsystem. Viel Licht und die wärmende Kraft der Sonne lässt hier sonnenhungrige und dennoch robuste Pflanzen fast ohne gärtnerische Tricks gut gedeihen. Sonnenanbeter freuen sich im Übrigen über ihren Holzbalkon in Richtung Süden, Westen oder Osten.
Von schönen Balkonmöbeln nach den neuen und angesagten Balkontrends bis zu gepflegten, üppigen Pflanzen als Krönung für den Balkonbau: Besonders wenn die Balkongestaltung gelungen ist, werden die Ideen und Tipps für einen entspannten kleinen Urlaub auf Balkonien zur sehr beliebten Realität.
Liegt der Balkonanbau aus Holz allerdings in nördliche Richtung, gibt es einige Unterschiede in der Balkonpflege. Die schattenverträglichen Balkonpflanzen stellen nämlich auch geringere Temperaturansprüche. Unter heftigem Wind leiden sie allerdings genauso wie besonders die Hängepflanzen auf dem südlichen Anbaubalkon.
Bei der Auswahl geeigneter Pflanzen für den Balkonanbau in schattigeren, ungünstigen Lagen sollten die robusten Züchtungen bevorzugt werden, die schon in den Gärtnereianlagen vergleichsweise schutzlos Wind und Wetter trotzen mussten. Zu diesen robusten Arten gehören Studentenblumen, Tausendschön, Zonalpelargonien, Grasnelken, Leberbalsam, Eisenkraut, niedrige Wuchsformen von Löwenmaul, Nadelgehölze, Agaven, Fetthenne, Wilder Wein, Heide, Hauswurz und kurzstielige Nelken.
Sind die Brüstungen und Seitenwände vom Möbelschreiner schön geschlossen gearbeitet, ergeben sie einen recht wirkungsvollen Windschutz. So lassen sich die Vorteile der wärmenden Seiten- und Rückwände bei der Balkongestaltung mit dem individuellen Balkonmöbel und üppigen Pflanzen besonders gut nutzen.